Digitale Infrarot Fotografie - Tipps
Grundlagen # Kamera # Objektiv # Filter # Weißabgleich # Einstellungen # Bearbeitung # Spezial

   
   
Grundlagen - Was ist Infrarot?

Infrarotstrahlung (IR-Strahlung) - auch als Wärmestrahlung bezeichnet - ist Teil der optischen Strahlung und damit Teil des elektromagnetischen Spektrums. Sie schließt sich in Richtung längerer Wellenlängen an das sichtbare Licht an. Ihr Wellenlängenbereich reicht von 780 nm bis 1 mm. Infrarotstrahlung wird nochmals unterteilt in die kurzwellige IR-A-Strahlung mit einem Wellenlängenbereich von 780 bis 1400 nm, die IR-B-Strahlung mit einem Wellenlängenbereich von 1400 bis 3000 nm und den langwelligen Teilbereich, die IR-C-Strahlung von 3000 nm bis 1 mm. Bei der IR-Fotografie betrachten wir ausschließlich die IR-A-Strahlung.
(Quelle: Bundesamt für Strahlenschutz)

Abb. 1: Lichtspektrum
   
   
Kamera

Nicht jede Digitalkamera eignet sich zur Infrarot Fotografie. Prinzipiell sind alle Sensorchips zwar empfindlich für infrarote Wellenlängen, aber die Hersteller setzen Filter vor den Chip die die Infrarotempflindlichkeit reduzieren, da durch die Überlagerung von Infrarot und sichtbarem Licht ein Verlust an Schärfe im Bereich des sichtbaren Lichtes möglich ist. Man kann leicht feststellen ob die eigene Kamera geeignet ist für IR-Fotografie indem man ein Foto von der IR-Diode einer Fernbedienung macht, während man einen Knopf der Ferbedienung betätigt (längere Belichtungszeit wählen). Das Foto sollte dann die leuchtende IR-Diode zeigen. Wenn es dunkel bleibt, ist die Kamera für die Infrarot-Fotografie ungeeignet.

Abb. 2: Infrarot-Test
   
       
   
Objektiv

Im Prinzip kann man jedes Objektiv für die Infrarot- Fotografie verwenden solange man einen IR-Filter daran befestigen kann. Ist das nicht möglich so bietet sich die Verwendung des Cokin-Filtersystems an. Hier gibt es Halterungen die an nahezu jede Kamera passen. Die Objektive sind nicht für den Wellenbereich der IR-Strahlen optimiert und bieten daher nicht die beste Abbildungsleistung. Bei einigen Objektiven kann dies sogar zu einem starken Hotspot führen (welches an der Beschichtung der Optik, dem Coating, liegt)! Meistens aber wirkt es sich nur in einer etwas verringerten Schärfeleistung aus. Bei den meisten Objektiven muß man aber die Entfernung abweichend von der Skala einstellen. Manche Objektive habe hierzu eine Markierung für die Infrarot-Entfernungseinstellung (IR-Index - meist ein roter Punkt). Ansonsten muß man experimentieren, für mich habe ich beim Nikkor AF3,5-4,5/18-70 DX Objektiv festgestellt, daß für Objekte in weiter Ferne (unendlich) das rechte Ende des Unendlich-Symbols die richtige Einstellung ist (bei Weitwinkeleinstellung des Objektivs). Wenn das Objektiv einen IR-Index hat, sollte man diesen verwenden. Ob der Autofokus des Objektivs zuverlässig funktioniert ist abhängig vom Filter und vom Objektiv. Ich fokussiere in der Regel manuell und kontrolliere das Ergebnis am Kameradisplay (einzoomen).

Hier findet sich eine Liste von angeblich IR- geeigneten und ungeeigneten Canon-Objektiven:
Lens Summary for IR


   
   
Filter

Um Infrarot-Fotos zu erhalten benötigt man einen geeigneten Filter welcher das sichtbare Licht sperrt und für die infraroten Wellenlängen durchlässig ist. Hierzu werden im Fachhandel verschiedene Filter verschiedener Wellenlänge angeboten. Möchte man eine Infrarotaufnahme mit einem Restanteil an sichtbarem Licht, so empfiehlt sich ein Filter mit niedriger Wellenlänge. Gleiches gilt für Kameras mit geringer Infrarot-Empfindlichkeit. Auch hier sollte man es mit einem Filter niedrigerer Wellenlänge versuchen. Für Farb-Infrarotaufnahmen wird man sicher in jedem Fall einen schwächeren Filter mit niedrigerer Wellenlänge verwenden, um Farbanteile zu erhalten. Je größer die Wellenlänge des Filters umso "dunkler" ist dieser und umso weniger sichtbares Licht wird durchgelassen.

Empfehlenswerte Filter sind z.B. Hoya R72 (720nm) - durchlässig für einen Rest sichtbaren Lichts - oder ein Heliopan RG 830 (830nm) der sehr dunkel ist und nur mit gut IR-geeigneten Kameras brauchbare Ergebnisse liefert.

Eine Filterempfehlung für Nikon D70 gibts hier.

Abb. 3: Infrarotfilter
   
   

Weißabgleich

Der Weißabgleich dient dazu, die Kamera auf die Farbtemperatur des Lichtes am Aufnahmeort einzustellen. Nun wird die Farbtemperatur in unserem Fall aber vor Allem durch den Infrarotfilter bestimmt. Folglich muß der Weißabgleich mit aufgesetztem Filter durchgeführt werden. Einige Kameramodelle liefern schon bei automatischem Weißabgleich brauchbare Ergebnisse. Bessere Ergebnisse lassen sich aber in jedem Fall mit einem manuellen Weißabgleich erreichen. Hierzu gibt es verschiedene Methoden welche man ausprobieren sollte, da sie je nach Filter, Motiv und Kamera zu unterschiedlich guten Ergebnissen führen. Wie prinzipiell ein manueller Weißabgleich funktioniert ist je nach Kamera unterschiedlich und kann im Handbuch der Kamera nachgelesen werden. Im Prinzip fotografiert man ein Motiv (z.B. Graukarte) bei einem bestimmten Licht und stellt so die Farbtemperatur fest. Dieser Meßwert wird in der Kamera gespeichert. Statt einer Graukarte verwenden wir eines der folgenden Motive:

  • Roter Monitor ohne aufgesetzten Filter
  • Grünes, sonnenbeschienenes Grass mit aufgesetztem Filter
  • Blauer Himmel mit aufgesetztem Filter

Ich habe die besten Resultate bei meiner Nikon D70 mit dem Weißabgleich auf eine grüne, helle Grassfläche erreicht. Beim Weißabgleich mit aufgesetztem Filter unbedingt mindestens eine Sekunde belichten.

Bei dem gezeigten Beispiel wurde einmal der automatische Weißabgleich verwendet (rotes Bild) und einmal ein Weißabgleich auf helles grünes Grass (unten). Bei dem roten Bild fehlen alle Zwischenfarbtöne, man kann daraus in der Nachbearbeitung kein Farb-IR-Bild mehr machen sondern nur ein S/W-Infrarot-Bild (siehe Abschnitt "Bearbeitung").

Spezielle Tipps zum Weißabgleich mit Nikon D70 gibts hier.

 
Abb. 4: Vergleich
   
   
Einstellungen

Natürlich spielen die Kameraeinstellungen eine große Rolle. Da der Weißabgleich besonders wichtig ist, habe ich ihn gesondert behandelt. Nun zu den restlichen Einstellungen.

Durch den dunklen IR Filter, sind die Belichtungszeiten in der Regel recht lang. Abhängig vom Motiv empfehlen sich hier unterschiedliche Einstellungen.

Empfindlichkeit (ISO)

Je nach IR-Empfindlichkeit der Kamera und gewünschter / notwendiger Belichtungszeit ist die ISO Einstellung zu wählen. Hier ist ein Kompromiss zwischen Rauschen durch hohe ISO-Werte und Rauschen durch lange Belichtungszeiten notwendig. Dieser kann je nach Kamera unterschiedlich ausfallen. Ich verwende bei der Nikon D70 für Landschaftsaufnahmen ISO 200, also die geringste Empfindlichkeit. Bei außergewöhnlichen Motiven wie einer Gruppe Menschen in einer Kneipe darf es aber auch mal ISO 1600 sein.

Kameramodus (Programm)

Da die Belichtungsmessung der Kamera durch den verwendeten Filter nicht optimal funktioniert, sollte man die Kamera in den manuellen Modus ("M") stellen. Nun kann man durch Versuch und Fehler ausprobieren, welches die geeignete Kombination von Blende und Verschlußzeit ist. Diese ist je nach verwendetem Filter, Kameramodell, Empfindlichkeit und Lichtsituation unterschiedlich.

Als Richtwert für die Nikon D70 verwende ich bei strahlendem Sonneschein und blauem Himmel die folgenden Einstellungen:

ISO 200 # Blende 8 # Belichtungszeit 1-2 Sekunden

IR im Pub: ISO 1600, Blende 3.5, Belichtung  0.77 sec. & Blitz

Abb. 5: Infrarot mal Anders
   
     

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